Wer nicht wissen sollte, was das heißt, die Gesellschaft grundlegend zu verändern, dem hilft Frau Wagenknecht weiter. "Letztliches Ziel" der Partei Die Linke, sagt Frau Wagenknecht, seien die "Überwindung" der Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland und die Installierung des "Weltsozialismus".
Nicht nur die orgiastisch bekämpfte AfD steht um die 30 Prozent ante portas, auch der medial gehätschelte Linksaußenableger BSW könnte sich möglicherweise vor Prozenten bis an die 20 Punkte nicht retten. 30 plus 20 macht nach den Regeln des alten weißen Mannes Adam Ries 50 Prozent Mandatsmehrheiten in Parlamenten. Goebbels und Ulbricht hätten sich das nicht entgehen lassen. So eine Chance kommt nicht gleich wieder.
Was die überwiegende und jüngere Wählerschaft betrifft, die sagen: DDR? Wollen wir nicht zurück, aber alles kalter Kaffee, wir haben doch ganz andere Probleme. Nur kann es passieren, dass der kalte Kaffee wieder erhitzt wird bis man sich an ihm verbrüht. Ein Frosch im Wasserglas merkt es auch nicht, wenn die Temperatur langsam aber stetig Richtung Siedepunkt ansteigt.
Zurzeit vollzieht sich die achte Häutung dieses Mal unter der Führung Sarah Wagenknechts, einer glühenden Parteigängerin Stalins und Ulbrichts. Kommunismus im Herzen. Das kommt nicht von ungefähr. Frau Wagenknecht war viele Jahre Führer der Kommunistischen Plattform in der SED/SED-PDS/PDS. Stalin war Massenmörder, Ulbricht glühte für ihn. Ein Gesamtpaket. Die Nationalkommunistin Wagenknecht nennt die achte Haut „BSW – Bündnis Sarah Wagenknecht“.
Die Brandmauer bröckelt in der Bevölkerung längst. Die Thüringer CDU zieht nun nach und kletterte jüngst als erster CDU-Landesverband über das SPD-Bauwerk und gab ihrem Landesvorsitzenden Mario Voigt grünes Licht und Rückendeckung für ein öffentliches Rededuell mit dem Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke. Es geht Sieg oder Platz in der kommenden Landtagswahl.
Immer größere Teile der Bevölkerung haben nicht nur den Kanal voll, sie sind unendlich angewidert. Angewidert von den Segnungen der Energie-, Wirtschafts-, Verkehrs-, Agrar-, Zuwanderer-, Geschlechter- und sonstigen Wenden. Humorvollere Mitbürger sehen den Bundeskanzler und seine Minister als Witzfiguren, die leider reale Macht in ihren Händen haben. Die Macht wird als bedrückend wahrgenommen, die Machtinhaber werden verachtet.
Zwei Auswege gäbe es und hier kommt die scheintote FDP ins Spiel. Sie flog aus dem bayerischen Landtag und schaffte es geradeso in den hessischen. Macht sie grün weiter wie bisher, wird sie nicht in den nächsten Bundestag gewählt werden. Die FDP hat sich überflüssig gemacht. Würde sie jetzt die Transformationsregierung verlassen, um sich wieder bemerkbar zu machen, hätte sie zwei Optionen.
Das Unionswählerreservoir liegt seit 1949 zwischen 40 und 50 Prozent. Das hat sich über die Jahrzehnte nur unwesentlich geändert, CDU/CSU rufen es nur seit Merkel nicht mehr ab und treten ihre Stammwählerschaft beharrlich in die Tonne. Doch diese ehemaligen Wähler sind nicht weg, die sind frustriert und suchen sich neue Adressaten für ihre Wählerstimmen. Das ist Demokratie.
Später wird man sagen, der Bundesrepublik ging es zu gut. Sie ging mit einem Kampf gegen den eigenen Wirtschafts-, Energie-, Automobil-, Wissenschafts- und Sicherheitsstandort aufs Eis. CDU und SPD wurden nicht zerrieben. Sie begaben sich auf den sozialistischen Weg der Umgestaltung von Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft und verzichtete damit auf ihre vormalige Wählerschaft. Alles hat seinen Preis. Seit dem Institutionenversagen im Herbst 2015 zerfließen Union und SPD. Und beide wollen...