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Bohren für den Frieden

"Drill, baby, drill!" (Donald Trump)

Wer hätte das gedacht? Mein Beruf des Bohrers ist nicht nur geologisch, mineralogisch, petrographisch, hydrogeologisch, glazial, warm-/kaltzeithistorisch interessant und obendrein für die Erhaltung unserer Art in energetischer, rohstofferkundender sowie grundwassersuchender/fördernder Sicht existenziell wichtig. Von nun wird sogar für den Frieden gebohrt.

Donald Trump machts möglich. Putins Feldzug der Unmenschlichkeit in der Ukraine finanziert sich bekanntlich vor allem aus den Gewinnen der russischen Öl- und Gasförderung. Je höher die Preise, desto höher das russische Blutgeld zur Liquidierung der Ukraine.

Am 15.  Januar 2025 verkündete die Tagesschau „Russland vermeldet wachsende Einnahmen durch Öl- und Gasverkauf - Ungeachtet aller internationaler Sanktionen hat Russland im vergangenen Jahr wieder mehr Einnahmen für den Staatshaushalt aus Öl- und Gasverkäufen erzielen können. 2024 seien sie um mehr als 26 Prozent auf 11,13 Billionen Rubel (107 Milliarden Euro) gestiegen, wie aus Regierungsdaten hervorgeht. 2023 waren die Einnahmen noch aufgrund niedrigerer Ölpreise und sinkender Gasexporte um 24 Prozent eingebrochen. Die Öl- und Gasverkäufe waren in den vergangenen zehn Jahren stets die wichtigste Geldquelle für den Kreml. Sie machten etwa ein Drittel bis die Hälfte der Gesamteinnahmen des Bundeshaushalts aus.“

Dieser Geldfluss wird jetzt per drastisch steigenden Öl- und Gasbohrungen in den USA trockengelegt. Das Angebot regelt Nachfrage und Preis. Wird der Markt überschwemmt, purzeln die Preise. Wat dem eenen sin Preispurzeln, is den annern sin Schleudertrauma sozusagen. Hallo Wladimir, schiet up dien Atomwaffen! Weltmarktpreise sünd hochkant. Die lassen Menschen Fauna und Flora am Leben und erhalten sogar deren Kulturlandschaften. Bohren ist besser als schießen.

Es wäre nicht der erste friedliche Krieg, den die Vereinigten Staaten für sich und die freie Welt entscheiden. So die Theorie, für die viel mehr als dagegenspricht.

Der Geschäftsmann Trump weiß es halt doch besser als die transformierten Sanktionierer der Europäischen Union. Selbst J. R. Ewing in Dallas lehrte das bereits vor Jahrzehnten in den weltweiten Wohnzimmern per Glotze: viel und billiges Öl macht die Vereinigten Staaten stark. Und die Konkurrenz schwach (GW.)

Russlands Zusammenbruch 1991, damals hieß Großrussland noch Sowjetunion, hatte zwei Hauptursachen. Einmal die Unmöglichkeit eines Zwangswirtschaftssystems, die Bedürfnisse von Bevölkerung im wirtschaftlichen Wettbewerb mit dem freien Westen zu befriedigen und dabei auch noch den industriell-militärischen Komplex zu päppeln. Zum anderen konnte „Obervolta mit Atomwaffen“ (Helmut Schmidt) militärisch nicht mit dem Westen unter Führung der Vereinigten Staaten mithalten.

Gorbatschow sah das ein und versuchte eine Evaluierung seines Staates. „Glasnost und Perestroika“ nannte er sein Vorhaben. Auf dem Weg zum Frieden cancelte er die „Breschnew-“ und kreierte an deren Stelle die „Sinatra-Doktrin“, ließ den Fall des „Eisernen Vorhangs“ zu.

Alles die Folge eines konsequenten, wirtschaftlich und militärisch starken Westens. Ein friedlicher Vorgang. Umgekehrt würde die Sowjetunion heute wahrscheinlich vom Atlantik bis Wladiwostok reichen. Die Pläne inklusive der vorgedruckten Währung lagen griffbereit.

So, das ist jetzt der angebotene Lernprozess für Putin.

Es gibt aber noch eine weitere bunte Truppe, die dieselben Hausaufgaben machen können dürfen muss. Die Europäische Union kommt unter den sinkenden Öl- und Gaspreisen genauso schwer unter Druck. Die westliche Welt wird mittels niedrigerer Gaspreise einen Aufschwung hinlegen können, nur die vermaledeite EU aus Gründen idiotischer Selbstbeschränkung nicht.

Die EU-Bevölkerung und ihre Wirtschaft sollen weiterhin unter Energiehöchstpreisen um besseren Wetters in ungefähr 30 Jahren willens abgewürgt werden. Das wird nicht gutgehen.

Noch glauben die Brüsseler Spitzen-Leute und ihre Genossen in den meisten Landeshauptstädten, wenn der Nachbar jenseits des großen Teiches tapeziert, müssen sie nicht gleichfalls tapezieren. Das ging schon mal gründlich daneben. Schlag‘ nach bei Kurt Hager.

Die DDR hatte keinen Plan B, die Europäische Union genauso wenig. Nur besaß die DDR-Bevölkerung damals eine funktionierende Alternative in Form West-Deutschlands. Für die EU gibt es dagegen weit und breit keine solche Fluchtmöglichkeit. Mir zumindest ist eine West-EU unbekannt. Wo ich hinschaue, sehe ich die sich im ideologischen Selbstmord befindende Europäische Union.

Eine Sorge treibt mich zusätzlich um. Ist Bohren jetzt RECHTS? Und wie ist das mit dem Linksspülbohren? Das Rechtsspülbohren heißt ja schon rechts. Dem Bohrverfahren ist nicht mehr zu helfen, gehört in das Universum der Faktenprüfer und scheint für immer verloren. Aber das Linksspülbohren, was geschieht jetzt mit dem? Und ist Frieden jetzt auch RECHTS, weil „Bohren für den Frieden“ zwingend dem Verdikt „Bohren ist sowas von RECHTS“ anheimfallen muss? Sind jetzt alle Bohrer rechts? Fragen über Fragen.

Ach so, den hab ich noch: "Atomwaffen zu Bohrkronen!"

 

 Grafik: Geologische Bohrungen I, Bohrtechnik und Technologie; Federführung Paul-Heinz Düring; S 36; Verlag f. Grundstoffindustrie Leipzig1983