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"Wir wollen ein Teil dieser Gesellschaft sein, um sie dann grundlegend verän­dern zu können.

2013/2014 kämpften vorwiegend Sozial-, aber auch Christ- und Freidemokraten in Thüringen um die politische Statik der Republik.

Die SPD war sich nicht zu schade, für ihren nahezu faktenbefreiten und dümmlich-ideologischen "Kampf gegen Rechts" die Linksaußenpartei samt Kommunistischer Plattform/ Antifa als Bündnispartner zu gewinnen.  Fortan galt alles "Rechts" was von linker Mitte bis zum demokratisch-rechten Rand von CDU/CSU nicht zur nunmehr sehr linken SPD mit der SPD paßte.

Die CDU-Kanzlerin Merkel war sich ebenfalls nicht zu blöde, suchte den linksgrünen Anschluß an den "Kampf gegen Rechts" und setzte die bisherige konservative CDU sogar noch obenauf. Konservativ und CDU - das war einmal. Die CDU trägt heute unterm Parteikleidchen grüne Spitzenhöschen. Es bleibt schwierig.

Die politische Statik der Republik fiel nach links, rechts der Mitte wurde viel Platz, den die AfD sogleich einnahm. Politische Vakua gibt es nicht.

Die Warner vor BlutrotRotGrün sagten neben der Statikbeschädigung auch den kommenden Aufschwung für die AfD voraus.

Zehn Jahre später läßt sich resümieren, alles traf so ein, wie es die Streiter für die Erhaltung der politischen Statik der Bundesrepublik vorhersagten. Im Gegenteil. Noch schlimmer ist es.

Neben der AfD agiert mit dem BSW ein zweiter faktischer Flügel der fälschlicherweise untergangengeglaubten SED. Beide Parteien sind dezidiert prorussisch, antiwestlich, antikapitalistisch, antiisraelisch. Wobei das BSW in diesen vier Punkten eine wesentlich schärfere Gangart im Stil der Ulbricht-SED vorführt.


Rainer Kunze schrieb mir für die am 4. Dezember 2014 geplante Kundgebung in Erfurt diesen Text:

Der Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Partei Die Linke, Herr Gysi, formuliert das Ziel seiner Partei so: "Wir wollen ein Teil dieser Gesellschaft sein, um sie dann grundlegend verän­dern zu können."

Wer nicht wissen sollte, was das heißt, die Gesellschaft grundlegend zu verändern, dem hilft Frau Wagen­knecht weiter, eine von Herrn Gysis ersten Stellvertreterinnen. "Letztliches Ziel" der Partei Die Linke, sagt Frau Wagen­knecht, seien die "Überwindung" der Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland und die Installierung des "Weltsozialismus".

Bedenkt man, daß Frau Wagenknecht den Prager Frühling von 1968 eine "Untergrabung" des Sozialis­mus und die Friedliche Revolution von 1989 eine "direkte Kon­terrevolution" nennt, kann man sich vorstellen, mit welchem politischen System die Welt dann überzogen werden würde.

Nach der Logik von Herrn Gysi und Frau Wagenknecht, die nur deshalb ein Teil dieser Gesellschaft sein wollen, um die Ge­sellschaftsordnung der Bundesrepublik überwinden zu können, ist die Kandidatur eines Mitglieds der Partei Die Linke für das Ministerpräsidentenamt nichts anderes als eine Gelegenheit, diesem Parteiziel einen Schritt näher zu kommen.

Wem von den Abgeordneten des Thüringer Landtags die nach Auschwitz und dem sowjetischen Gulag errungene Freiheit ein Wert ist, der sollte, ehe er auf dem Wahlzettel das Kreuz setzt, noch einmal innehalten und sich bewußt machen, wofür er sich gegebenen­falls hergibt.

Keiner von ihnen behaupte eines Tages, Frau Wa­genknecht und Herr Gysi hätten es ihm nicht deutlich genug zu verstehen gegeben.

Reiner Kunze, 4. Dezember 2014