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Das Kuh Elsa - Prinzip

 

 

 

 

Annette Heinisch



 

Kennen Sie den berühmten “Kuh  Elsa” - Sketch von Dieter Hallervorden? Der Butler teilt seinem Herrn telefonisch mit, dass die Kuh Elsa tot sei. Die eigentliche Nachricht ist allerdings, dass die Ehefrau tot ist, der Sohn beide Arme gebrochen hat und der Landsitz samt Nebengebäuden abgebrannt ist. Die unwichtige Nachricht steht im Mittelpunkt und ohne konkrete und wiederholte Nachfrage bliebe der Kern der Sache im Dunkeln.

 

Häufig funktioniert Politik so, zumindest in Deutschland. Es wird über den Tod der Kuh Elsa diskutiert, dabei bekannte ideologische Glaubensbekenntnisse abgespult: Braune Kühe gehören nicht nach Deutschland, Milch ist nicht vegan und Tierhaltung ohnehin von Übel. So dringt man nicht einmal ansatzweise zu den eigentlichen Problemen vor.

 

Ein praktisches Beispiel: In einer  gemeinsamen Mitteilung haben der Arbeitgeberverband Gesamtmetall und die IG Metall auf die Gefahren für den Industriestandort Deutschland hingewiesen.

 

Gewerkschaft und Arbeitgeber betrachten deshalb mit großer Sorge, dass derzeit viel zu viele

 

Standort- und Investitionsentscheidungen in- und ausländischer Unternehmen gegen den

 

Standort Deutschland ausfallen. Die wiederholt hohen Netto-Abflüsse sind bedrohliche Symptome einer Deindustrialisierung. Die M+E-Produktion liegt rund 15 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2018. Die aktuelle Energiepolitik hält die Kosten hoch und nimmt insbesondere

 

den Verlust energieintensiver Grundstoffindustrien als wichtige Teile der industriellen Wertschöpfungsketten mindestens billigend in Kauf. Die Produktion in energieintensiven Industriezweigen in Deutschland ist bereits um rund 20 Prozent eingebrochen.”

 

 

 

Im Folgenden werden dann bekannte Probleme der miserablen Rahmenbedingungen benannt. Ein Punkt sticht heraus, weil er oft nicht hinreichend beachtet wird, nämlich Bildung:

 

“Dazu muss Bildung vor allem aus den politischen Sonntagsreden in praktisches Handeln überführt werden. Es ist unverzeihlich, dass die Schulen nicht die Aufmerksamkeit und die Unterstützung bekommen, die sie benötigen. Dass Jahr für Jahr 50.000 junge Menschen – Tendenz steigend – ohne Schulabschluss die Schule verlassen, ist eine Schande für unsere Gesellschaft. Schulen und Berufsschulen brauchen mehr Personal, bessere Ausstattung, einen ausreichenden Etat und Entlastung von Verwaltungsaufgaben, anstatt immer wieder Experimente mit den Schulformen.”

 

Die Kuh Elsa ist tot

 

Kurz zuvor schreckte ein Presseartikel auf: “Rechtschreibungs – Revolution: Lehrer sollen keine Fehler mehr zählen”. Im Artikel selbst wird die Nachricht dann relativiert, es wird deutlich, dass es “nur” um die Abitur – Note geht.

 

Was nicht gesagt wird: Im Abitur ist die Rechtschreibung ohnehin nicht Prüfungsinhalt. Das gilt für die gesamte Oberstufe, deren Noten sich im Abiturzeugnis niederschlagen, denn wer bis dahin nicht gelernt hat, richtig zu schreiben, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Vielmehr wird die Note anhand anderer Bewertungskriterien ermittelt (z. B. Textverständnis, Ausdrucksvermögen) und nur dann, wenn der Text eine gewisse Anzahl an Rechtschreibfehlern aufweist, wird die Endnote nachträglich um einen oder zwei Punkte herabgesetzt.

 

Das ist sozusagen die Kuh Elsa. Darüber kann man heftig diskutieren, z. B. dass der Leistungsgedanke vernachlässigt wird und die Schulen mitsamt Ausstattung schlecht sind.  Beim letzten Punkt läuft die Debatte etwas aus dem Ruder, denn für löchrige Dächer und unbenutzbare Toieltten sind die kommunalen Sculträger zuständig. Für Bildungsinhalte und Lehrer sind die Länder zuständig. Den falschen Baum anzubellen, hilft nie.

 

Der Baden – Württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zweifelt ganz grundsätzlich an der Wichtigkeit der Rechtschreibung und der zweiten Fremdsprache. Vermutlich zweifelt er auch an der Sinnhaftigkeit des Rechnens, denn auch das kann der Computer besser (und Grüne eher nicht).

 

Es wurden mithin altbekannte ideologische Standpunkte ausgetauscht, je nach politischem Lager erwartbar.

 

Die Kuh Elsa ist tot, denn das Dach stürzte auf sie herab

 

Warum erfolgte diese Änderung nun tatsächlich? Eine Frage, die niemand stellte. Zufällig weiß ich es, denn ich war/bin mit der Sache befasst. Entscheidend war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) und nachfolgend der rechtliche Hinweis eines Obergerichts. Da ich diesen vorliegen habe, kann ich daraus zitieren:

 

“Es muss durch die Schulaufsicht „zulässig festgelegt“ sein, dass die Rechtschreibleistungen zum Ge-genstand der Abiturprüfung gehören. Eine solche Festlegung fehlt nach Auffassung des Senats bislang in ...-

 

.... Unabhängig davon enthalten die einschlägigen Runderlasse aber auch nicht die geforderte Entscheidung, dass auch die Beherrschung der Rechtschreibregeln Gegenstand des Abiturs sein soll. Die Runderlasse delegieren diese Entscheidung vielmehr trotz der vermeintlich klaren Vorgabe (...) durch verschiedene Relativierungen an die wertende Lehrkraft; nicht zuletzt dadurch, dass ausdrücklich die Möglichkeit eingeräumt wird, „in Grenzfällen“ auf einen Punktabzug zu verzichten.”

 

Worum geht es also wirklich? Dass der Staat ohne Rechtsgrundlage, also nach Gutsherrenart vorgeht. Das sind  keine “peanuts”, sondern damit wird der Kern des Rechtsstaats torpediert.

 

Jeder Bürger besitzt die in den Grundrechten verbrieften, unveräußerlichen Menschenrechte, die der Staat beachten muss. Um klar zu machen, dass bei Eingriffen Vorsicht geboten ist, muss das Parlament in grundlegenden Bereichen durch ein förmliches Gesetz das Handeln des Staates legitimieren und alle wesentlichen Entscheidungen selbst treffen. Dies ist die sogenannte Wesentlichkeitstheorie des Bundesverfassungsgerichts.

 

Der eigentliche Skandal ist also, dass der Staat seit Jahren ohne ausreichende gesetzliche Legitimation Grundrechte der Schüler verletzt hat. Durch simple Weisung von Ministern (nämlich Erlasse) ging alles. Das erinnert fatal an absolutistische Herrscher.

 

Kümmert das jemanden? Denn der allmächtige und allwissende Staat macht ja keine Fehler?

 

Die Diskussion um den Leistungsgedanken geht also fehl. Im Deutschaufsatz würde es heißen: “Thema verfehlt”.

 

Der Stall brannte, weil die Funken vom brennenden Haupthaus herüberflogen

 

Wie kam es eigentlich zu dem o. g. Urteil des BVerfG?

 

Es hatte über die Beschwerde von drei legasthenen Abiturienten aus Bayern zu entscheiden, die eine Zeugnisbemerkung angriffen. In ihren Zeugnissen war nämlich vermerkt, dass bei ihnen der o. g. Abzug wegen Rechtschreibmängeln unterblieben war. Bei Schülern mit anderen Behinderungen, bei denen ebenfalls eine Abweichung vom Prüfungsmaßstab erfolgte, war die Abweichung nicht im Zeugnis vermerkt.

 

Das BVerfG gab ihnen mit der Begründung Recht, dass (vereinfacht gesagt) gleiches Recht für alle gilt. Der Staat darf sich also nicht willkürlich eine Gruppe von behinderten Schülern “herauspicken” und nur bei ihnen im Abschlusszeugnis die Behinderung offenbaren. Wenn eine Bemerkung erfolgt, dann muss dies bei allen gleichermaßen geschehen. Dabei hat das Gericht in einem seiner Leitsätze festgelegt, das seine solche Bemerkung und damit die Kenntlichmachung der Behinderung zum “Abnehmerschutz” (z. B. Arbeitgeber) im Grundsatz geboten sei.

 

Man kann durchaus darüber streiten, ob ein solcher Schutz gerechtfertigt ist, denn weder haben die “Abnehmer” dies in der gerichtlichen Anhörung gefordert (ganz im Gegenteil), noch darf ein Arbeitgeber nach Behinderungen fragen; umgekehrt besteht eine Offenbarungspflicht des Arbeitnehmers dann, wenn eine Behinderung vorliegt und diese Einfluss auf die Arbeitsleistung haben kann.

 

In der Öffentlichkeit angekommen ist jedoch nur, dass es eine “Kennzeichnungspflicht für Behinderte” gibt. Das kam naturgemäß nicht gut an, die Politik befürchtete zweifelsohne Ärger ohne Ende, wenn derartige Bemerkungen über abweichende Bewertungsmaßstäbe bei allen behinderten Schülern im Zeugnis vermerkt würden.

 

Dies ist der tatsächliche Grund für die Neuregelung. Aus Angst vor der medialen Reaktion, die sich nicht ernsthaft mit der Sache befasst, wurde die Abwertugnsregelung ganz gekippt. Hier könnte man den Beitrag enden lassen, allenfalls noch auf den Umstand hinweisen, dass es eigentlich ziemlich skandalös ist, wie lange der Staat wesentliche Grundrechte aller Schüler und darüberhinaus willkürlich einer Gruppe generell höchst leistungsfähiger, aber partiell gehandicapter Schüler verletzt hat.

 

Dass gleiches Recht für alle gelten müsse, soltle eigentlich ein Selbstgänger sein. Dass der Staat diese Selbsvterständlichkeit nicht beachtete, ein Skandal. Aber hört man davon?

 

Es geht aber noch schlimmer.

 

Die Ehefrau ist tot, der Sohn schwerverletzt

 

In dieser Entscheidung des BVerfG, der eine umfangreiche Anhörung verschiedener Fachleute aus unterschiedlichen Disziplinen einschließlich der Lehrerverbände vorausgegangen war, legte das BVerfG ausführlich dar, dass Legasthenie (früher “Wortblindheit” in Anlehnung an Farbenblindheit genannt) eine auch durch bildgebende Verfahren nachweisbare Behinderung ist, wobei diese im MRT erlkennbare hirnstrukturelle Anomalie keinen Einfluss auf die Intelligenz hat. Viele Legastheniker sind sogar überdurchschnittlich begabt, in den Streitfällen waren die Beschwerdeführer z. B. Einser – Abiturienten, die später in MINT – Fächer promoviert wurden.

 

Das Gericht führte ferner aus, dass aufgrund der Behinderung der Lernerfolg beim Lesen und Schreiben eingeschränkt sei und bliebe; eine außerschulische Förderung mit geprüften Methoden habe eine nur mittlere Wirksamkeit.

 

“Bei der schulischen Förderung sind die Effekte noch deutlich geringer. Gleichwohl ist es wichtig, möglichst früh mit der schulischen Förderung legasthener Kinder zu beginnen. Die Folgen der Erkrankung sind für die Kinder beträchtlich. 20 bis 30% der Kinder mit einer ausgeprägten Legasthenie leiden als deren Folge an psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen, Aufmerksamkeitsdefiziten und Verhaltensstörungen. Die Erkrankungsrate ist damit gegenüber Kindern ohne Legasthenie um das Vier- bis Fünffache erhöht. Die psychischen Erkrankungen zeigen sich nach außen in Schulängsten, sozialem Rückzug, Interessensverlust, gedrückter Stimmung und massiven Prüfungsängsten. Während Kinder ohne Legasthenie das Gymnasium mit einem Anteil von 40 bis 75% besuchen, sind es bei Kindern mit Legasthenie trotz gleicher Begabung lediglich 12 bis 27%. Bei Kindern mit einer Legasthenie kommt es sechsmal häufiger zu einem Schulabbruch. Auch die Suizidalitätsrate ist bei legasthenen Jugendlichen deutlich höher. Diese erhebliche psychische Belastung hindert viele junge Menschen mit einer Legasthenie an einer ihrer Begabung entsprechenden Ausbildung und beruflichen Tätigkeit.”

 

Was das Gericht nicht sagt: In vielen Schulen gibt es nicht einmal eine Förderung legasthener Schüler, sie werden komplett im Stich gelassen. Eine außerschulische Förderung kostet viel Geld.

 

Immerhin stellt es fest, dass die Schule, in der die Kinder via Schulpflicht gezwungen werden, diese nicht ansatzweise adäquat unterrichtet. Im Gegenteil erleiden die Kinder durch die ständigen Demütigungen und Ausgrenzungen erhebliche weitere Erkrankungen, manche werden sogar zum Siuizid getrieben.

 

Das liest sich so leicht, ist aber im wahren Leben derart erschreckend, dass es kaum zu beschreiben ist. Nehmen wir z. B. den mir bekannten Fall eines Drittklässlers, der sich bewusst in der Schule die Pulsadern aufschneidet, gerettet wird und dann entgegen dem dringenden Rat der Ärzte wieder in dieselbe Schule gezwungen wird.  Nach kurzer Zeit brach er komplett zusammen, musste in die Psychiatrie eingeliefert werden und wird Zeit seines Lebens durch diese schulische “Behandlung”  arbeitsunfähig bleiben. Er war übrigens ein überdurchschnittlich intelligenter Schüler. Dies ist nur ein Beispiel von vielen aus der Realität.  Unzählige betroffene Kinder flehen ihre Eltern weinend an, nicht mehr zur Schule gehen zu müssen, die für sie reine Folter ist und auch die exakt entsprechenden psychischen Folgen verbunden mit körperlichen Erkrankungen herbeiführt. Eltern können sie aber vor dem allmächtigen Staat, der keine Fehler macht (sic!), nicht schützen.

 

In einem zivilisiertem Land ein Skandal – eigentlich. Der deutsche Staat schädigt Kinder die ihm anvertraut sind, das ist seit langem bekannt und unstreitig, aber nichts ändert sich. Im Gegenteil, manche Eltern von nicht betroffenen Kindern finden das gut, weil ihre eigenen, oft nur mittelmäßig begabten Kinder, durch diese Ausgrenzung von Legasthenikern bessere Chancen erhalten.

 

Kristina Schröder schrieb, dass der Staat, der ihr bei Corona entgegentrat, fremd war. Mir nicht. Leider.

 

Alles daran ist ein Skandal. Nichts davon wird irgendwo erwähnt oder gar Aufarbeitung verlangt.

 

Entzwiebelung

 

“Think beyond the obvious” heißt der Blog von Dr. Daniel Stelter, der unabhängigen Stimme zur Wirtschafts - und Finanzlage. Nicht nur wegen des Titels schätze ich ihn sehr, aber der Titel weist konkret auf einen Aspekt hin, der in der öffentlichen Debatte oft zu kurz kommt: Die Methode des Umgangs mit Problemen entscheidet darüber, ob man sie löst und es Fortschritt gibt.

 

Nicht immer, aber oft ist das Problem nicht offensichtlich, man muss bis zum Kern vorstoßen wie bei einer Zwiebel. So wie ein Arzt, der bei einer Pockenerkrankung nur die Pickel behandelt, wenig hiflreich ist, ist es oft sinnlos, nur die politischen Symptome anzugehen.

 

Beim Thema Bildung liegt der Kern nämlich noch eine Lage tiefer, was dazu führt, dass – wie im Zitat eingangs zutreffend beklagt – seit Jahren lediglich Sonntagsreden zu vermelden sind, aber keine wirkliche Besserung erfolgt.

 

Die Vermittlung von Bildung ist eine Dienstleistung. In Deutschland wird diese Dienstleistung weitgehend vom Staat erbracht, die Kunden (also Eltern und Schüler) haben keine Wahl. Kinder müssen zur Schule, sind sogar oft einem Schulbezirk zugewiesen, flächendeckende Alternativen gibt es nicht. Es ist also Sozialismus pur, ein “Wirtschaftsgut” (und das ist Bildung genau betrachtet) wird staatlich zentral verwaltet und verteilt.

 

Wie kann man da überhaupt auf die Idee kommen, es würde sich innerhalb eines solchen Systems etwas ändern? Gar zum Besseren?

 

Das ist reines Wunschdenken.

 

In einem solchen System ist die Abwärtsspirale vorprgrammiert und hinzu kommt noch eines: Kinder werden zur Konformität erzogen. “Gleichförmige Ursachen haben gleichförmige Wirkungen. Je mehr also der Staat mitwirkt, desto ähnlicher ist nicht bloss alles Wirkende, sondern auch alles Gewirkte. […] Wer aber für andre so räsonnirt, den hat man, und nicht mit Unrecht, in Verdacht, dass er die Menschheit miskennt, und aus Menschen Maschinen machen will.“, stellte bereits Wilhelm von Humboldt in seiner 1792 verfassten Abhandlung „Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen“ fest.

 

Es ist kein Wunder, dass die Schulpflicht unter Hitler eingeführt wurde, denn damals wie heute wollen die Mächtigen in ihrem polit – religiösen Wahn vor allem die leicht beeinflussbaren Kinder in ihre Fänge bekommen. Der Umstand, dass man die Inhalte der Bildung bestimmen und gezielt die gruppendynamischen Prozesse steuern und nutzen kann, sich also seine Gefolgschaft heranziehen, wird ausgenutzt. Die Nazis haben zeitgleich das Bildungsniveau erheblich gesenkt; sie profitierten von den sehr gut ausgebildeten Menschen, die in anderen Zeiten mit anderem Bildungssystem aufgewachsen waren.

 

Oft wird gefragt, warum gerade in Deutschland die Konformität so ausgeprägt ist. Dieser starke staatliche Einfluss ist ein wesentlicher Grund dafür. Wenn man die Briten wegen ihres Unangepasstseins bewundert, sollte man nie vergessen, dass es dort eine extrem vielfältige private Schullandschaft gibt, welche für die unterschiedlichsten Anforderungen ein Angebot bereit hält und exzellente Bildung vermittelt. Außerdem werden die staatlichen Schulen seit eingien Jahren von einem Gremium bestehend aus Vertretern staatlicher und erfolgreicher Privatschulen auf die Einhaltung von Lernstandards und eines umfangreichen Lehrangebots geprüft. Falls eine Schule diesen Anforderungen nicht genügt, bekommt sie eine Mängelliste und muss in die Nachprüfung. Fällt sie dabei durch, wird sie geschlossen. Diese Maßnahme greift mittlerweile, Großbritannien holt bei der Bildung auf.

 

Einen ähnlichen Weg geht Schweden, welches durch seine freiheitliche Auffassung bei Corona aufgefallen ist. Eltern können ihre Kinder in eine staatliche Schule schicken. Wollen sie dies nicht, erhalten sie einen Gutschein, den sie an einer privaten Schule der eigenen Wahl einlösen können. Seit dem Beginn dieser Regelung blüht das private Schulwesen, die Anbieter machen Gewinn, die Lernergebnisse sind besser und alle sind zufriedener.

 

Der Gedanke, dass Schüler irgendwelchen Politikern mit verrückten Ideen hilflos ausgeliefert sind oder Lehrer im Rahmen des “pädadogischen Ermessens” völlig abwegige Lehrmethoden anwenden können (z. B. “Schreiben nach Gehör”), klingt nicht nur für Briten und Schweden völlig absurd und verantwortungslos.

 

Übrigens ist unser Bildungssystem auch ein Grund, weshalb nur wenige Fachkräfte einwandern. Ich habe selbst mit ausländischen Spezialisten aus dem MINT – Bereich zu tun, meist höchstqualifiziert. Sie wollen nicht mit ihrer Familie nach Deutschland ziehen, weil ihre Kinder hier keine vernünftige Ausbildung bekommen würden. Wer wirklich qualifizierte Fachkräfte anlocken will, der braucht mehr als ein paar internationale Schulen an wenigen Standorten, der muss auch insoweit ein hochwertiges, international konkurrenzfähiges Angebot vorhalten.

 

Nichts davon wird diskutiert. Es erfolgen Appelle in Endlosschleife, aber nichts wird besser.

 

Warum schließen sich z. B. nicht Unternehmen zusammen und gründen Privatschulen? Mit neuen, innovativen Konzepten, eventuell mit einer dualen Ausbildung direkt in den angeschlossenen Unternehmen? Die Wirtschaft könnte doch Druck machen und auch erreichen, dass es Gutscheine für diese privaten Schulen gibt, so dass jedes Kind, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern, sie besuchen kann.

 

Ohne ernsthafte Konkurrenz für das derzeitige staatliche Bildungsmonopol kann die Bildungs – und Fachkräftemisere in Deutschland nicht nachhaltig gelöst werden. Das ständige Jammern über den Tod der Kuh Elsa bringt jedenfalls rein gar nichts.