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Was wollt ihr noch mehr von mir?

 

 

 

 

Wolfram Ackner

Vermutlich wird mein Leben in (hoffentlich ferner) Zukunft enden, ohne dass ich je als Teilnehmer an einer Umfrage auserkoren wurde. Leute wie ich werden offensichtlich nie als Teilnehmer an diesen Aktionen von Meinungsforschern auserwählt.

 

Ansonsten würde es wohl nicht dermaßen viele Umfragen geben, die herausgefunden haben wollen, dass sich die große Mehrheit der Deutschen ausspricht für: eine Aufrechterhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen/ein persönliches CO2-Budget für jeden Bürger/einen schnelleren Ausstieg aus der Kohleverstromung/ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen et cetera pp, während man persönlich eigentlich fast niemanden kennt, der sich das wünscht, und es selber auch völlig anders sieht.

 

Ich weiß nicht, ob diese Umfragen in der woken, selbstreferentiellen Twitterblase unserer Qualitätsjournalisten durchgeführt werden. Oder ob es daran liegt, dass ich Arbeiter bin und dementsprechend größtenteils mit anderen Arbeitern und Handwerkern zu tun habe, die wenig mit den Anhängern der identitätspolitischen Anti-Arbeiter-Parteien wie SPD oder Grüne zu tun haben, die den oben genannten Punkten vermutlich in der Mehrheit zustimmen.


> Ich weiß nur eines: wenn ich tatsächlich eines Tages offiziell gefragt werden würde, wie ich mir das Leben im Jahre 2040 vorstelle, würde ich antworten, ich glaube, dass bizarrerweise im Jahre 2040 im grüngebeutelten Deutschland alte Leute in ihren Wohnungen oder Häusern erfrieren werden, denen man seit ihrer Kindheit und Jugend eine panische Angst vor dem Hitzekollaps der Erde eingeredet hat, und die sich jetzt weder das Heizen leisten können noch über die Möglichkeit verfügen, sich notdürftig in ihren Autos mit Verbrennermotor aufzuwärmen.
>  
> Als wir uns vor sieben Jahren ein Haus am Stadtrand kauften, taten wir das unfreiwillig. Die Dreiraumwohnung war zu klein für eine damals vier-, mittlerweile fünfköpfige Familie. Größere Wohnungen waren unerschwinglich teuer.

 

Wir entschieden uns also für einen Hauskauf, mangels Eigenkapital mit 100 Prozent-Finanzierung. Bei dem Haus handelt es sich eigentlich um ein Häuschen: 110 Quadratmeter Wohnfläche, 130 Quadratmeter Garten. Nicht ganz winzig, aber auch nicht luxuriös für fünf Menschen.

 

Wir heizen mit Erdgas. Der Hauskauf war langfristig gerechnet immer noch billiger war, als eine große Wohnung in der Stadt zu mieten. Aber seitdem arbeiten wir tatsächlich nur, um über die Runden zu kommen. Also die Raten abzuzahlen und das zu finanzieren, was eine fünfköpfige Familie eben braucht.

 

Es verwundert mich kein bisschen, dass dieser hochgradig idiotische Vorschlag mit dem Verbot neuer Öl- und Gasheizungen ab 1. Januar 2024 von denselben Leuten kommt, die Hoteliers und Gastronomen während des von ihnen beschlossenen Lockdowns empfahlen, die Zeit ohne Gäste (und ohne Einnahmen) jetzt doch einfach für die Modernisierung der Heizung zu nutzen.

 

Nicht jeder Mensch in diesem Land bekommt am Monatsersten einen fünfstelligen Gehaltscheck vom Staat für das Absondern von heißer Luft und Erklärungen, wie jemand mit dem Produzieren aufhören kann, ohne in Insolvenz zu gehen. Die meisten müssen ihr Geld tatsächlich erarbeiten, oft auch noch an Arbeitsplätzen, die sich nicht mit dem ICE oder der U-Bahn erreichen lassen. Und Freiberufler rennen ihrem Geld auch noch oft genug noch hinterher. Ich schreibe das auch deshalb, weil kürzlich ein ZEIT-Redakteur meinte, man solle ihm einmal den Eigenheimbesitzer zeigen, der nicht die nötigen zehn- bis fünfzehntausend Euro als Eigenkapital für den Einbau einer Wärmepumpe übrighätte.


> Ich biete mich gern als Beispiel an.
> Die möglichen Umbaukosten für eine Wärmepumpe nebst Dämmung und Fußbodenheizung spielen für unsere Familie eigentlich keine Rolle. Kürzlich meinte eine Anruferin in einer Deutschlandfunk-Sendung, dass die Umrüstung auf Wärmepumpen bis zu 100 000-250 000 Euro kosten würde. Das hätte ein Gutachten für ihren Altbau ergeben. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Gast dieser Sendung, vermutete sofort, dass „da eine Null zu viel ist“. Bei Kemfert handelt es sich um eine Hauptprotagonistin der Energiewende, die sich ohne jeden Schimmer von der Materie zu Wärmepumpen und Heizungen äußert.

 

Zu Wärmepumpen möchte ich hier übrigens den Artikel des ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Gunter Weißgerber verlinken, der sich als ehemaliger Bohringenieur und Häuslebauer mit dem Thema bestens auskennt. https://www.weissgerber-freiheit.de/2023/04/04/w%C3%A4rmepumpen-%C3%BCber-das-volk-das-gr%C3%BCne-gl%C3%BCck-physikalischer-unwissenheit/?fbclid=IwAR3iYg8--9LZM5VYnoKD8z1jEw9B3Nw_YMZtojWJ9waVBIICEFWxQjZyyPA  ) .

 

Aber um auf die Summen zurückzukommen: dieses Geld haben wir nicht, egal, ob 250 000 oder eine Null weniger. Wir wären auch nicht in der Lage, es aufzutreiben. Unser Haus lässt sich nicht beleihen. Es ist noch längst nicht abbezahlt. Dafür aber unser einziger größerer Besitz. Und was dann? Zwangsverkauf oder frieren?


> In den Medien und manchen Politikerreden hört man in diesem Zusammenhang viel von der berühmten Witwe, die allein in ihrem Haus lebt und natürlich Extrahilfe bei ihrer Wärmewende im Heizungskeller bräuchte. In der Lage, einen solchen Umbau auch nicht annähernd bezahlen zu können, auch nicht mit staatlichen Zuschüssen (unter anderem von meinem Steuergeld und dem meiner Frau), in dieser Lage befinden sich aber nicht nur ein paar einsame ältere Damen. Sondern ziemlich viele Hauseigentümer in diesem Land. Auch, wenn Kevin Kühnert das anders einschätzt: nicht jeder Immobilienbesitzer ist reich.

 

Interessant finde ich es auch, dass eine Wärmepumpe bei dem derzeitigen Strommix in Deutschland gegenüber einer modernen Gasheizung überhaupt keine CO2-Ersparnis bringt. Wozu dient also diese Strafaktion gegen Leute wie mich? Ich habe eine Vermutung. Dazu gleich mehr.


> Dieselbe Geschichte wiederholt sich für uns mit dem geplanten Verbrennerverbot. Vor drei Jahren verabschiedete sich mein Honda-SUV (der übrigens im Schnitt 7-8 Liter verbrauchte) nach 14 Jahren und 350 000 von mir gefahrenen Kilometern. Das nenne ich übrigens Nachhaltigkeit.

 

Ersetzt wurde er durch einen kleinen Mitsubishi Space Star, der als Neuwagen mit 8000€ weit billiger war als die Batterie eines E-Autos, die Hälfte eines Tesla wiegt und 4,5 Liter verbraucht. Ich hoffe, dass die nächsten Autos, die bis 2035 für und nötig sind, danach noch lange durchhalten. Genauso wie meine fossile Heizung.


> Was wollt ihr noch mehr von mir? Wir haben auch nicht das Geld, uns diese unglaublich teuren und für Langstrecken semitauglichen E-Autos anzuschaffen, deren tatsächliche Nachhaltigkeit zweifelhaft ist. Zumal wir auf zwei Autos angewiesen sind, die schon jetzt einen erheblichen Kostenfaktor darstellen.

 

Meine Arbeitsstelle befindet sich in Leuna, 25 km entfernt. Mit dem Auto brauche ich dafür eine halbe Stunde. Mit dem öffentlichen Personennahverkehr über zwei Stunden. Meine Frau arbeitet in Merseburg. Sie muss früh die Kleine in den Kindergarten bringen. Ihre Fahrtzeit würde sich ohne Auto von einer knappen Stunde auf drei bis vier Stunden erhöhen. Pro Strecke, wohlgemerkt. Meine Mutter wohnt 17 km entfernt ländlich. Hier dasselbe: Mit dem Auto brauchen wir zwanzig Minuten, mit Straßenbahn und Bus zwei Stunden.


> Wir fahren mit dem Auto in den Urlaub, weil Flugreisen für uns unbezahlbar sind. Leider spendiert uns die Staatskasse auch keinen kleinen Trip, so wie kürzlich Claudia Roth nach Hollywood zur Oscar-Verleihungsfeier.

 

Irgendwie entwickelt man langsam schon das Gefühl, dass dieser grüne Weltrettungszirkus, den die Politik veranstaltet, einfach das Ziel verfolgt, Leuten wie uns komplett das Leben zu verunmöglichen.

 

Oder, wie es der großartige Michael Klonovsky ausdrückte: „Wenn Sie schließlich eines Tages verarmt, kollektiviert, zensiert, überwacht und Ihrer individuellen Freiheiten beraubt in einem ökosozialistischen Maßnahmestaat leben und das Klima sich immer noch munter wandelt, werden Sie feststellen, dass das Ihr geringstes Problem ist.“


Zuerst erschienen auf publicomac