Gerold Hildebrand
Ein kurzer Emailwechsel mit dem Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland
Lieber Friedrich Kramer,
ich empfinde die Verweigerung der Solidarität für die Ukraine als einen unverzeihlichen Irrweg. Wir beide kennen uns vom Bausoldatenkongress in Wittenberg 2014. Damals schickte Putin
separatistische Paramilitärs in die Ostukraine und auf die Krim. Dass es noch schlimmer kommen würde, konnte damals niemand ahnen.
Ich schlug damals vor, Blauhelme an den Grenzen der Ukraine stationieren zu lassen. Das Auditorium mit Ute
Finckh-Krämer war nicht so begeistert von dem utopisch anmutenden Vorschlag (ich spürte eher eine Art blauäugiges Putinverstehertum) - außer Eva Quistorp und wenige andere.
Jetzt wäre es damit nicht mehr getan. Jetzt - seit dem Einmarsch in der Nacht zum 22. Februar 2022 - am 24. Februar kam nur noch die Ausweitung des bereits 2014 von der Russischen Föderation
entfesselten Kriegs - helfen nur noch Sanktionen und Waffenlieferungen und vermutlich wird auch das nicht ganz reichen um den Aggressor aus dem teil-besetzten Land zu treiben, auch wenn es
unchristlich erscheinen mag. Das ist immer eine Frage der Deutung.
Niemand spricht derzeit von einem „Siegfrieden“, was ja hieße, in Moskau und Petersburg einzumarschieren. Aber wer weiß wie sich noch alles zum noch Schlimmeren entwickelt: was ist die Erfahrung
mit dem nationalsozialistischen Regime und seinem Vernichtungskrieg? Erst der Eingriff der Amerikaner brachte den Deutschen (die dadurch andere geworden sind als ihre Vorfahren) im Westen die
Demokratie; den Balten, Ukrainern, Belorussen, Polen, Tschechen, Slowaken, Ungarn … zwar noch nicht die Freiheit, nun erst einmal kommunistische Unterdrückung, aber ein Ende des wahnsinnig
antisemitischen Rassenwahns hitlerscher Prägung.
Natürlich wäre die UNO ein wichtiger Ort, im Sicherheitsrat sollte es kein Veto-Recht mehr geben. Aber auch die UNO besteht halt nicht nur aus Demokratien.
Aggression darf nicht belohnt werden. Der Hunger in der Welt vergrößert sich, wenn Putinland die ukrainische Weizenernte weiter stört und Häfen für Weizen-Exporte blockiert. Das wäre
faktenbasierter gesagt.
Konsensverfahren - schön und gut, aber
auch die führen nicht immer zu einem Ergebnis, vor allem nicht, wenn das Gegenüber von imperialen und totalitären Ideologien befallen ist.
Stalin, Mao, Hitler bei
einem Konsensverfahren?
Schwer vorstellbar.
Ja, Pazifisten haben es schwer in
Russland und auch in der Ukraine. In letzterer aber werden sie nicht verfolgt und gedemütigt. Und auch die Rahmenbedingungen sind völlig anders.
Ich sage Ja. Leider auch mit Waffen, denn sonst wäre die Ukraine bereits jetzt schon ein völlig besetztes Land mit Massendeportationen in die neuen Gulags usw.
Die EKD sollte meiner Meinung nach eher der russisch-orthodoxen Kirche ins Gewissen reden, gegen den Angriffs- und Vernichtungskrieg Putinlands Stellung zu beziehen. Das wäre ihr
Job.
„Hören gilt den Geschwistern in
Christo“ - ja, dazu gehören vor allem die Geschundenen in der Ukraine. Einige leben hier und ihnen wäre genau zuzuhören.
Bezug:
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/synode-evangelische-kirche-waffenlieferungen-ukraine-krieg-frieden-100~amp.html
Beste Grüße
Gerold Hildebrand
Слава Україні! Слава її
героям! 💙💛
Für eure und unsere Freiheit
https://m.youtube.com/watch?v=tpck6xUkKqk&list=OLAK5uy_lqCByWQ501Za-XIEP425zTPlhv8TtLyn0&index=1
Königsberg entmilitarisieren!
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Antwort
Lieber Gerold Hildebrand,
vielen Dank für die Rückmeldung zur Predigt und die Gedanken. Heute habe ich in der EKD Synode zur Friedensarbeit vorgetragen: Plenum 4
Livestream – EKD.
Mit herzlichen Grüßen
Friedrich Kramer
Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland und
Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland