Claudia Roth steht schwer unter Beschuss. BILD titelte am 12. April 2019 „Grüne
Roth fliegt 41 000 km, um das Klima zu retten“. Die Tagesschau springt ihr rettend zur Seite und titelt am 18. April mit „Eine angeblich verschwiegene Reise“
zurück. Na, was denn nun?
Helmut Schmidt riet uns Abgeordneten oft sinngemäß: Ihr müsst reisen! Nicht, weil ihr euch amüsieren sollt. Ihr müsst die Welt in ihren Zusammenhängen kennen, ihr müsst wissen, wie eure Kollegen
in den Staaten und Regionen dieser Erde denken und warum sie Wie handeln. Nur über das gegenseitige Verständnis ist Verständigung möglich. Soweit Helmut Schmidt zum Thema
Abgeordnetenreisen.
Schmidt hatte natürlich recht. Weltpolitisch unwissendere Parlamentarier sind wenig hilfreich. Das gilt selbstverständlich nicht nur für die Kenntnis der Staatenwelt. In diesem Sinne ist die
Reise von Claudia Roth und Kollegen okay. Versuch macht klug. Ob allerdings Frau Roth klüger wurde, ist nicht bekannt. Es kann ja auch mal was schief gehen. Das Leben ist so.
Mir stößt bei Claudia Roth und allen grünen Erziehern von SPD und Linke bis zu den richtig Grünen deren elende Bigotterie auf. Selbst alle Annehmlichkeiten in Anspruch nehmen, selbst mit dem
exzellenten Auto überall hinfahren oder mit dem modernen Flugzeug überall hinfliegen und gleichzeitig die Bevölkerung hinter die Fichte zu führen und ihr die Errungenschaften der modernen Welt
ausreden oder vorenthalten wollen. Diese verdammte Verlogenheit ist es, die Claudia Roth derzeit deftig aufs vegane Butterbrot geschmiert bekommt. Guten Appetit, Frau Roth!
Genau genommen steht Frau Roth in der Tradition aller Sozialisten. Die KPD/SED-Funktionäre bekamen nach 1945 ihre Sonderzuteilungspäckchen in Pankow, sie wohnten später abgehoben in Wandlitz.
Eine SED-These hieß „Der Sozialismus braucht Straßenbahnen und Busse, keine Autos“. Selbstverständlich galt das auch nur für die Bevölkerung, die zuletzt über 14 Jahre auf ihren dekadenten
kleinen Trabanten warten durfte. Auch die Volksbeglückung führte zu 1989. Die Grünen aller Parteien sollen uns mal so weiterbeglücken. Im Schrank hängt schon eine gelbe Weste.
Die Sozialisten im Westen gönnten uns den real existierenden Sozialismus und „Lieber rot als tot!“: Hauptsache, es nicht selbst erleben! Die harte Wirklichkeit ist nur der Herde da draußen
vorbehalten.
Zurück zum Reisen. „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.“ sagte Alexander von Humboldt.