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Die Nachrichten-Show-KönigInnen – parteiisch, aber wenigstens ehrlich

Ob sie nun Will, Illner, Kleber, Reschke oder Maischberger heißen, regierungsaffin sind sie sämtlich. Darüber aufregen lohnt sich schon gar nicht mehr. Das Leben läuft ohne diese EintrichterInnen weiter. „Es geht seinen Gang“ ließ Erich Loest seinen  Helden Wolfgang Wülff  stilbildend sagen.

Sonntagabend machte uns Anne Will erst wieder klar, dass wir, wenn wir auf „Tagesthemen“ oder „Heute Journal“ warten, nicht auf Nachrichten hoffen sollten. I wo! Frau Will fragte nämlich wie immer sinngemäß an die nachfolgenden Nachrichten-VersprecherInnen per üblicher Einblendung „Was habt ihr heute so vor?“ Der Frau geht es gar nicht um Nachrichten! Die will Unterhaltung, ihre und ihrersgleichen Unterhaltung.

Können Nachrichten, also Informationen, „vorgehabt“ werden oder ist das „Vorhaben“ eher der Spezies der Unterhaltungsszene zuzurechnen? Thomas Gottschalk hatte in seinen Shows bspw. immer etwas vor. Aber seriöse Nachrichtenübermittler?

Der Denkfehler muss bei mir liegen. Die Unterhaltungssendungen heißen zwar „Tagesthemen“ oder „Heute Journal“, sind aber nicht mit Nachrichtensendungen zu verwechseln! Wie konnte ich das bisher übersehen?

Und wo bekomme ich nun Nachrichten ohne ideologische Verpackung her? Bei Frau Illner muss ich mich nicht wundern. Sie ließ sich im „Roten Kloster“ die Stimmbänder besohlen. Aber die anderen? Die aus dem freien Westen? Ganz ohne „Rotes Kloster“ und trotzdem Ideologen?

Was waren die Kommunisten bescheuert! Vernebelung geht auch ohne Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl. Ob sich Margot Honecker jetzt in ihrer Grube freut oder ärgert?

Ach so: Was für die genannten HeldInnen der Unterhaltungsnachrichten (hier steckt übrigens das immer bedrohlicher gemeinte Wörtchen „Haltung drin“, das nun dank des früheren SED-.Mitgliedes Holter auch wieder in den Bereich Kopfnoten in Schulzeugnissen Einzug halten wird), das gilt obszönerweise fast für den gesamten kulturschaffenden Bereich des Kabaretts.

Waren Kabaretts zu Nazi- und Kozi-Zeiten mutige Einrichtungen, die sich zwischen den Zeilen mit den Herrschenden auseinandersetzten, so fällt mir heute unter freiheitlich-demokratischen Bedingungen so gut wie kein Spötter ein, der oder die den Mumm hat, sich von Merkelmania halbwegs ehrlich abzusetzen.

Die mittelalterlichen Hofnarren waren da ohnehin mutiger. Denn richtig verlassen auf die Zusage, als einzige dem Gebieter die Meinung geigen zu dürfen, konnten sie sich nicht.

Die Simone Solgas oder Dieter Nuhrs sind einsame Rufer in der Wüste angepasster deutscher Kabarett-Welten. Mich schaudert. Bei Nachrichtensprechern fällt mir auf Anhieb überhaupt kein unideologisches Unikat ein. Alle gestorben oder in Rente.